Manchmal gibt es Teammitglieder, die über die Jahre gelernt haben, sich der "Obrigkeit" unterzuordnen. Diese Kollegen warten dann darauf, dass der "Manager" ihnen sagt, was sie tun sollen. Dieses Phänomen kenne ich zum Beispiel aus Daily Scrums: Ist jemand anwesend, den das Team als "Manager" ansieht, so wird geschwiegen - der Manager könnte ja was sagen wollen. Wie durch ein Wunder fällt diese Hemmung unmittelbar, wenn die Manager-Persönlichkeit nicht mehr im Raum ist. Plötzlich sprudelt es nur so. Das geht natürlich nur, wenn das Team schon weiß, wie Scrum funktioniert.
Problematisch ist, dass auch Personen als "Manager" angesehen werden können, die sich selbst nicht so sehen. Das kann der ScrumMaster sein, der Product Owner oder auch ein Senior Entwickler.
Thursday, June 23. 2011
Blog online
Der Blog ist jetzt in Version 1.0 "done". Was genau bedeutet dieses "done" für diesen Blog? Ein kleiner Ausflug in die Welt der "Definition of Dones"
Diese DoD hat zwei Schwachstellen: Zum einen ist strittig, ob Links auf andere Subseiten "sichtbare Funktionen" sind, zum anderen sind die Testsysteme nicht eindeutig definiert. Wie immer gilt: Kommunikation ist wichtiger als Dokumentation. Mein Team muss also mit mir als PO sprechen um festzustellen, ob alle Kriterien erfüllt sind. Ist dies einmal geschehen, sollte im Allgemeinen Klarheit über die Bedeutung der einzelnen Kriterien bestehen. Trotzdem wird jeder Sprint seine eigenen Tücken mit sich bringen.
- Alle sichtbaren Funktionen funktionieren
- Das Aussehen des Blogs ist akzeptabel
- Die Seite wurde auf verschiedenen Rechnern von verschiedenen Personen getestet.
- Alle Hygienefaktoren sind erfüllt (oder anders ausgedrückt: Wer einmal hier war hat keinen Grund, nicht wieder zu kommen)
- Die Seite ist unter der vorgesehenen URL erreichbar
Diese DoD hat zwei Schwachstellen: Zum einen ist strittig, ob Links auf andere Subseiten "sichtbare Funktionen" sind, zum anderen sind die Testsysteme nicht eindeutig definiert. Wie immer gilt: Kommunikation ist wichtiger als Dokumentation. Mein Team muss also mit mir als PO sprechen um festzustellen, ob alle Kriterien erfüllt sind. Ist dies einmal geschehen, sollte im Allgemeinen Klarheit über die Bedeutung der einzelnen Kriterien bestehen. Trotzdem wird jeder Sprint seine eigenen Tücken mit sich bringen.
Friday, June 10. 2011
Veränderungen in der Wirtschaft
Die letzten beiden Abende habe ich mit Jeff Sutherland verbracht. Einige seiner Ansichten möchte ich mit euch teilen:
Sehr interessant war auch seine Angabe, dass das gesamte amerikanische Militär aktuell sämtliche Softwareprojekte auf Scrum umstellt bzw. umstellen wird. In Deutschland aktuell noch nicht vorstellbar.
Neben Scrum habe ich mich mit ihm auch über Politik, Wirtschaft und anderes unterhalten. Besonders spannend: In dem Innovationskomplex, in dem er arbeitet, beschäftigen sich ca. 1/3 der Startups mit erneuerbaren Energien. Angenommen diese Zahl wäre auf die gesamten USA anwendbar, dann wären dort immense Innovationen im Busch. Vorausgesetzt, die Regierung fördert diese Innovationen, könnten die USA neben Deutschland und China zum dritten Big Player im Solarbereich und bei anderen erneuerbaren Energien werden. Ich freue mich schon auf die Zukunft - Neuerungen in diesem Bereich begrüße ich sehr.
- Seiner Beobachtung nach kommen so gut wie alle neuen Jobs in den USA von Unternehmen, die in den letzten 5 Jahren gegründet wurden. Ältere Unternehmen stagnieren oder werfen Leute raus. Das bedeutet, dass auch die Innovationen von diesen Neugründungen kommen, während die "Alten" nur ihre Cash-Cows melken.
- Durch die Fokussierung auf's Testen kann ein Unternehmen seine Produktivität mindestens verdoppeln.
- Ein Unternehmen, das keine Fokussierung aufs Testen (z.B. durch Scrum) hat, wird innerhalb kürzester Zeit zu denen gehören, die kleiner werden. Jedenfalls nicht zu den Gewinnern.
Sehr interessant war auch seine Angabe, dass das gesamte amerikanische Militär aktuell sämtliche Softwareprojekte auf Scrum umstellt bzw. umstellen wird. In Deutschland aktuell noch nicht vorstellbar.
Neben Scrum habe ich mich mit ihm auch über Politik, Wirtschaft und anderes unterhalten. Besonders spannend: In dem Innovationskomplex, in dem er arbeitet, beschäftigen sich ca. 1/3 der Startups mit erneuerbaren Energien. Angenommen diese Zahl wäre auf die gesamten USA anwendbar, dann wären dort immense Innovationen im Busch. Vorausgesetzt, die Regierung fördert diese Innovationen, könnten die USA neben Deutschland und China zum dritten Big Player im Solarbereich und bei anderen erneuerbaren Energien werden. Ich freue mich schon auf die Zukunft - Neuerungen in diesem Bereich begrüße ich sehr.
Sunday, June 5. 2011
Wie wird man ein guter ScrumMaster?
Meine Meinung über Zertifizierungen habe ich euch in meinem letzten Blogeintrag mitgeteilt. Wenn aber eine Zertifizierung als Solche nicht wirklich hilft, ein guter ScrumMaster zu werden - was kann der Einzelne dann tun? Meine Meinung dazu ist:
Habe ich etwas vergessen oder liege ich falsch? Über eure Meinungen freue ich mich sehr.
- Anfangen. Nur wer mit beiden Beinen in der Praxis steht, kann begreifen, warum und wie Scrum funktioniert.
- Aus den (eigenen) Fehlern lernen (inspect and adapt). Wer anfängt macht Fehler. Kein Problem - aber lernt daraus. Reflektiert regelmäßig über euch selbst und hinterfragt insbesondere bei jedem Item, das in der Retrospektive aufkommt, ob ihr das hättet verhindern können oder ob ihr dazu beigetragen habt, dass es zu einem Impediment wurde. Wie gesagt: Das ist kein Problem, aber lernt daraus.
- Macht ein Training. Zum einen lernt ihr dort von einem Profi, wie Scrum funktioniert. Zum anderen könnt ihr dort wichtige Kontakte knüpfen.
- Tauscht euch regelmäßig mit anderen Scrum-Anwendern aus. Egal ob in UserGroups, ScrumTischen, bei einem Bier mit Freunden oder in einer Community of Practice in eurem Unternehmen - sucht den Austausch. Wenn es sowas in eurer Nähe nicht gibt, baut selbst etwas auf.
- Lest viel. Zwar macht euch das Lesen allein nicht zu Profis, aber ihr erweitert dadurch euren Horizont, was wiederum in konkreten Situationen Ideen gibt, die man sonst nicht gehabt hätte. Bücher, Blogs und Foren sollten dabei in dieser Priorität konsumiert werden.
- Bildet euch auch fernab von Scrum fort. Managementpraktiken, Psychologie, Moderation, Mediation, Kreativitätstechniken, Soziologie usw. sind mindestens genauso wichtig wie das harte Scrum-Wissen.
- Nutzt jede Gelegenheit, um das Gelernte anzuwenden. Ihr plant ein privates Projekt? Gut - warum nicht mit einem Backlog und Iterationen? Eure Freundin kann sich nicht entscheiden, wohin sie in den Urlaub fahren will? Übernehmt doch die Rolle des POs und kitzelt die relevanten Kriterien sowie deren Ausprägung hervor. Euer privates Projekt ist beendet? Wie ist es denn gelaufen und was könnt ihr für die Zukunft daraus lernen?
- Holt euch Hilfe. Genau wie euer Team sich Experten ins Boot holen muss, wenn es nicht weiter kommt, so müsst auch ihr das tun. Niemand kann in allen Bereichen perfekt sein - auch ihr nicht. Sucht euch jemanden, der in genau dem Gebiet, in dem ihr das Problem habt, Profi ist (Psychologie? Prozess? Organisationsentwicklung? ...?) und lernt soviel von dieser Person wie möglich. Vielleicht könnt ihr es dann beim nächsten Mal auch ohne Hilfe lösen.
Habe ich etwas vergessen oder liege ich falsch? Über eure Meinungen freue ich mich sehr.
Thursday, June 2. 2011
Was sagen Zertifizierungen aus?
Immer wieder werde ich von Scrum-Anwendern gefragt, welche Scrum-Zertifizierung denn "die richtige" sei. Um diese Frage ausführlich zu erörtern, habe ich den Blogbeitrag geschrieben, den Sie gerade lesen.
1) Man braucht keine Zertifizierung, um ein Thema zu beherrschen. Fähigkeiten belegt ein Zertifikat selten, sondern immer nur den durch das Zertifikat abgeprüften Kenntnisstand zum Zeitpunkt des Erwerbs. Nur weil also jemand ein Zertifikat mitbringt heißt das noch lange nicht, dass er für die vor ihm liegende Aufgabe geeignet ist. Man denke nur an sein eigenes Diplom, das Abiturzeugnis oder die Führerscheinprüfung: Würden Sie heute noch alle Fragen beantworten können, die Sie damals erfolgreich beantwortet haben? Wieviel hat Ihnen Ihr Studium für den Berufsstart geholfen? Bei mir konnte ich schätzungsweise 10% des Erlernten anwenden - den Rest hat mir erst der Job selbst vermittelt...
2) Es gibt drei mir bekannte weltweite Organisationen, deren Scrum-Zertifikate erwähnenswert sind: PMI, Scrumalliance und Scrum.org
2.1) Das PMI-Agile Zertifikat läuft derzeit in der Pilotphase. Diese wird - laut Webseite - im November abgeschlossen sein. Daher ist eine Aussage über die Qualität der Zertifizierung derzeit noch nicht möglich (zumal ich selbst die Prüfung nicht abgelegt habe). Bemerkenswert ist jedoch, dass ein Kandidat 2.000 Stunden "General Project Management Experience" nachweisen muss. Meiner Erfahrung nach ist ein guter "klassischer" Projektmanager aber noch lang kein guter ScrumMaster oder Product Owner.
2.2) Die Scrumalliance zertifiziert die Teilnahme an ihren Kursen. Die Zertifikate bedeuten genau das: Jemand hat den dazugehörigen Kurs besucht. Zwar gibt es (zumindest beim Certified Scrum Master-Kurs) auch einen Multiple-Choice-Test. Dieser ist jedoch sehr einfach und es spielt keine Rolle, wie viele Fragen man richtig oder falsch beantwortet. Das Zertifikat gibt es trotzdem. Ich habe mir den Spaß gemacht und die Prüfung durchgespielt. Besonders hat mich dabei beeindruckt, dass man nach Beantwortung der Fragen sofort angezeigt bekommt, ob man richtig oder falsch lag und für weiterführende Studien auf Quellen verwiesen wird, die allesamt nicht bei der scrumalliance liegen: Scrum.org, Mountain Goat Software, usw. Die Prüfung kann man normalerweise nur dann machen, wenn man einen CSM-Kurs besucht hat.
2.3) Bei der Scrum.org muss man richtig schwitzen. Die Prüfungen dort sind schwer bis sehr schwer und werden ebenfalls online abgelegt. Um ein "Professional Scrum Master I" zu werden, muss man keinen Kurs besucht haben (gilt nur für die ScrumMaster-Laufbahn, für PO und Teammitglieder sind die Kurse verpflichtend), sondern kann für 100 $ pro Versuch loslegen. 80 Multiple-Choice-Fragen und eine Stunde stehen dann zwischen dem Prüfling und dem Zertifikat. Um zu bestehen, muss man 85% der Punkte erreichen. Will man später Trainer werden, müssen es mindestens 95% sein. Etwa 80% der Prüflinge sind erfolgreich, der Rest fällt durch.
Hat man die PSM I-Zertifizierung erhalten, darf man sich am PSM II versuchen. Die kostet 500 $ (300 $ für alle, die einen PSM-Kurs besucht haben) pro Versuch, dauert 2 Stunden und besteht aus Multiple-Choice und Essay-Fragen. Auch hier hat man mit 85% bestanden (95% für die Trainer-Laufbahn). Bisher (Stand heute) haben 59 Personen weltweit diese Zertifizierung erhalten. Einige davon nicht im ersten Anlauf. Die Hauptschwierigkeit ist hier, genau zu verstehen, was die Scrum.org von einem wissen will. Manchmal muss man zwischen den Zeilen lesen. Auch unschön ist, dass man (zumindest beim PSM I) hinterher nicht erfährt, welche Fragen man falsch beantwortet hat. So ist es schwierig, sich exakt auf die Prüfung vorzubereiten. Auswendiglernen oder präzises "Fragen lernen" geht also nicht. Im Gegensatz zu PMI und Scrumalliance muss man seine Zertifizierung nicht alle 2 Jahre erneuern. Es entstehen also nur Einmalkosten.
3) Welches Zertifikat für wen? Zunächst ein paar allgemeine Hinweise: Wer ein Zertifikat haben möchte, sollte sich gut überlegen, was er damit "beweisen" will. Geht es ihm darum, die Anwesenheit in einem Kurs zu belegen, bieten alle Anbieter gute Möglichkeiten. Hat der Kandidat bereits eine PMI-Zertifizierung, könnte sich das "PMI Agile" lohnen. Soll Fachkenntnis nachgewiesen werden (zumindest zum Zeitpunkt X des Zertifikats), dann ist aktuell nur die Scrum.org eine Alternative. Hier hilft es auch, dass jeder die Prüfungen machen kann und 100$ noch tragbar sind.
3.1) Teammitglieder (Coder, Tester, usw.): In der Regel sind hier fachliche Qualifikationen viel wichtiger, als Prozesswissen. Es ist also fraglich, ob überhaupt eine Scrumzertifizierung nötig ist. Falls ja bieten die Scrumalliance und die Scrum.org entsprechende Kurse mit Zertifikat an. Bei der Scrum.org ist dabei das Programm (auch für die anderen Kurse) "streamlined", also weltweit überall gleich, dauert dafür aber auch 5 Tage. Sowohl die Scrum.org als auch die Scrumalliance vermitteln fachliche Fähigkeiten und Scrumwissen.
3.2) Product Owner: Ein ScrumMaster-Kurs ist eigentlich ungeeignet, da die Aufgabe des POs der Return on Invest (ROI) und nicht der Scrum-Flow ist. Daher ist eher ein PO-Kurs zu empfehlen - mit den dazu gehörigen Zertifikaten. PMI scheidet hier aus.
3.3) ScrumMaster: Wer schon Erfahrungen hat und glaubt, eine Prüfung bestehen zu können, der ist bei der Scrum.org gut aufgehoben. Wer keine Prüfung ablegen möchte, sollte sich eher Richtung Scrumalliance orientieren. IMHO ist das PSM II derzeit das einzige Zertifikat am Markt, mit dem man als ScrumMaster ein Alleinstellungsmerkmal erzielt.
Nach wie vor glaube ich nicht, dass man ein Zertifikat braucht, um ein guter ScrumMaster zu sein. Auch glaube ich nicht, dass ein Zertifikat viel "beweist". Trotzdem ist es ein tolles Gefühl, eines zu haben
1) Man braucht keine Zertifizierung, um ein Thema zu beherrschen. Fähigkeiten belegt ein Zertifikat selten, sondern immer nur den durch das Zertifikat abgeprüften Kenntnisstand zum Zeitpunkt des Erwerbs. Nur weil also jemand ein Zertifikat mitbringt heißt das noch lange nicht, dass er für die vor ihm liegende Aufgabe geeignet ist. Man denke nur an sein eigenes Diplom, das Abiturzeugnis oder die Führerscheinprüfung: Würden Sie heute noch alle Fragen beantworten können, die Sie damals erfolgreich beantwortet haben? Wieviel hat Ihnen Ihr Studium für den Berufsstart geholfen? Bei mir konnte ich schätzungsweise 10% des Erlernten anwenden - den Rest hat mir erst der Job selbst vermittelt...
2) Es gibt drei mir bekannte weltweite Organisationen, deren Scrum-Zertifikate erwähnenswert sind: PMI, Scrumalliance und Scrum.org
2.1) Das PMI-Agile Zertifikat läuft derzeit in der Pilotphase. Diese wird - laut Webseite - im November abgeschlossen sein. Daher ist eine Aussage über die Qualität der Zertifizierung derzeit noch nicht möglich (zumal ich selbst die Prüfung nicht abgelegt habe). Bemerkenswert ist jedoch, dass ein Kandidat 2.000 Stunden "General Project Management Experience" nachweisen muss. Meiner Erfahrung nach ist ein guter "klassischer" Projektmanager aber noch lang kein guter ScrumMaster oder Product Owner.
2.2) Die Scrumalliance zertifiziert die Teilnahme an ihren Kursen. Die Zertifikate bedeuten genau das: Jemand hat den dazugehörigen Kurs besucht. Zwar gibt es (zumindest beim Certified Scrum Master-Kurs) auch einen Multiple-Choice-Test. Dieser ist jedoch sehr einfach und es spielt keine Rolle, wie viele Fragen man richtig oder falsch beantwortet. Das Zertifikat gibt es trotzdem. Ich habe mir den Spaß gemacht und die Prüfung durchgespielt. Besonders hat mich dabei beeindruckt, dass man nach Beantwortung der Fragen sofort angezeigt bekommt, ob man richtig oder falsch lag und für weiterführende Studien auf Quellen verwiesen wird, die allesamt nicht bei der scrumalliance liegen: Scrum.org, Mountain Goat Software, usw. Die Prüfung kann man normalerweise nur dann machen, wenn man einen CSM-Kurs besucht hat.
2.3) Bei der Scrum.org muss man richtig schwitzen. Die Prüfungen dort sind schwer bis sehr schwer und werden ebenfalls online abgelegt. Um ein "Professional Scrum Master I" zu werden, muss man keinen Kurs besucht haben (gilt nur für die ScrumMaster-Laufbahn, für PO und Teammitglieder sind die Kurse verpflichtend), sondern kann für 100 $ pro Versuch loslegen. 80 Multiple-Choice-Fragen und eine Stunde stehen dann zwischen dem Prüfling und dem Zertifikat. Um zu bestehen, muss man 85% der Punkte erreichen. Will man später Trainer werden, müssen es mindestens 95% sein. Etwa 80% der Prüflinge sind erfolgreich, der Rest fällt durch.
Hat man die PSM I-Zertifizierung erhalten, darf man sich am PSM II versuchen. Die kostet 500 $ (300 $ für alle, die einen PSM-Kurs besucht haben) pro Versuch, dauert 2 Stunden und besteht aus Multiple-Choice und Essay-Fragen. Auch hier hat man mit 85% bestanden (95% für die Trainer-Laufbahn). Bisher (Stand heute) haben 59 Personen weltweit diese Zertifizierung erhalten. Einige davon nicht im ersten Anlauf. Die Hauptschwierigkeit ist hier, genau zu verstehen, was die Scrum.org von einem wissen will. Manchmal muss man zwischen den Zeilen lesen. Auch unschön ist, dass man (zumindest beim PSM I) hinterher nicht erfährt, welche Fragen man falsch beantwortet hat. So ist es schwierig, sich exakt auf die Prüfung vorzubereiten. Auswendiglernen oder präzises "Fragen lernen" geht also nicht. Im Gegensatz zu PMI und Scrumalliance muss man seine Zertifizierung nicht alle 2 Jahre erneuern. Es entstehen also nur Einmalkosten.
3) Welches Zertifikat für wen? Zunächst ein paar allgemeine Hinweise: Wer ein Zertifikat haben möchte, sollte sich gut überlegen, was er damit "beweisen" will. Geht es ihm darum, die Anwesenheit in einem Kurs zu belegen, bieten alle Anbieter gute Möglichkeiten. Hat der Kandidat bereits eine PMI-Zertifizierung, könnte sich das "PMI Agile" lohnen. Soll Fachkenntnis nachgewiesen werden (zumindest zum Zeitpunkt X des Zertifikats), dann ist aktuell nur die Scrum.org eine Alternative. Hier hilft es auch, dass jeder die Prüfungen machen kann und 100$ noch tragbar sind.
3.1) Teammitglieder (Coder, Tester, usw.): In der Regel sind hier fachliche Qualifikationen viel wichtiger, als Prozesswissen. Es ist also fraglich, ob überhaupt eine Scrumzertifizierung nötig ist. Falls ja bieten die Scrumalliance und die Scrum.org entsprechende Kurse mit Zertifikat an. Bei der Scrum.org ist dabei das Programm (auch für die anderen Kurse) "streamlined", also weltweit überall gleich, dauert dafür aber auch 5 Tage. Sowohl die Scrum.org als auch die Scrumalliance vermitteln fachliche Fähigkeiten und Scrumwissen.
3.2) Product Owner: Ein ScrumMaster-Kurs ist eigentlich ungeeignet, da die Aufgabe des POs der Return on Invest (ROI) und nicht der Scrum-Flow ist. Daher ist eher ein PO-Kurs zu empfehlen - mit den dazu gehörigen Zertifikaten. PMI scheidet hier aus.
3.3) ScrumMaster: Wer schon Erfahrungen hat und glaubt, eine Prüfung bestehen zu können, der ist bei der Scrum.org gut aufgehoben. Wer keine Prüfung ablegen möchte, sollte sich eher Richtung Scrumalliance orientieren. IMHO ist das PSM II derzeit das einzige Zertifikat am Markt, mit dem man als ScrumMaster ein Alleinstellungsmerkmal erzielt.
Nach wie vor glaube ich nicht, dass man ein Zertifikat braucht, um ein guter ScrumMaster zu sein. Auch glaube ich nicht, dass ein Zertifikat viel "beweist". Trotzdem ist es ein tolles Gefühl, eines zu haben
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